Seiten

Samstag, 2. Mai 2020

Felsen, Frühlingsblüten und alte Grenzsteine - durchs östlichste Lausitzer Gebirge






























Die Buchen stehen in sattem Grün, die Feldraine blühen und den Menschen zieht es hinaus in die Natur. Unsere Wanderung führt uns durch den östlichsten Teil des Lausitzer Gebirges (Lužické hory), dort wo die Lausitzer Überschiebung das Gebirge vom Becken der Neiße (Lužická Nisa) trennt und wo in den dunklen Wäldern in früheren Zeiten oft Schmuggler ihr Unwesen trieben.
Ausgangspunkt ist Niedergrund (Dolní sedlo). Es geht gleich steil hinauf zu den Rabensteinen (Krkavčí skály). Die Rabensteine gehören wohl zu den begehrtesten Kletterzielen diesseits der Grenze. Der Zittauer Professor Theodor Feller bestieg hier zusammen mit seinen Gefährten als erster die heute nach ihm benannte Zinne, damals noch mit Strickleiter. Später tätigte hier die Gruppe um den Reichenberger Rudolf Kauschka die ersten "sportlichen" Begehungen der Felsen. Auch heute noch ist das Klettern hier etwas besonderes. Selbst der moralisch gefestigte, sächsische Sandsteinkletterer erzürnt in Ehrfurcht vor der böhmischen, sogenannten "Absicherung", der Kletterwege. Es herrscht hier halt doch eine andere Kultur. 
Der Weg führt uns weiter entlang zahlreicher bergsteigerischer Verlockungen, namentlich die Oberwegsteine (Horní skaly). Auch auf dem weiteren Kammverlauf bis zum Trögelsberg (Vysoká) finden sich weitere geologische Besonderheiten, die uns anschaulich die Wirkung der Lausitzer Überschiebung verdeutlichen. Als sich zum Beginn des Tertiär vor ca. 65 Millionen Jahren der Granitkörper der Lausitz auf die Sandsteinschichten des böhmischen Beckens aufschob, wurde die horizontale Schichtung des Sedimentgesteins angehoben und gekippt. Am Spitzstein (Ostrý) ragen die Sandsteinzinnen sogar bis zu einem Winkel von 70°-80° gen Himmel.
Wir erreichen bald den Trögelsberg, der schon hinter der Lausitzer Störung liegt. Seine Kuppe besteht aus Schiefern und Diabas, man kann ihn also eigentlich schon dem Jeschkengebirge (Ještědský hřbet) zuschreiben. Am Fuße des Trögelsberges finden wir die berühmten weißen Felsen der Elefantensteine (Sloní kameny). Durch ihren hohen Anteil am Mineral Kaolinit (Hauptbestandteil des Kaolin, dem Sachsen vor allem zur Porzellanherstellung bekannt) wurden die Felsen weiß gefärbt. Ihre rundliche Verwitterungsform gab ihnen den Namen der Elefantensteine. Obwohl oder weil als Naturdenkmal ausgewiesen, sind sie eines der begehrtesten touristischen Ziele im Lausitzer Gebirge. Dem trägt auch die Nähe zur Schnellstraße Liberec - Děčín bei. Leider sind viele der Besucher der Meinung, man müsse den Felsen ja mal besteigen. Dass das dem weichen Sandstein nicht gut tut, kann man selbst augenscheinlich sehen. 
Wir laufen jedenfalls weiter nach Finkendorf (Polesí). Die Häusler sind aktiv wie nie. Überhaupt sind die sonst eher einsamen Wälder zwischen Lückendorf und Ringelshain (Rynoltice) derzeit völlig überfüllt. Die Leute haben anscheinend etwas nachzuholen. Vom kleiner Schmugglerdorf aus geht es zurück nach Norden zum Dreiherrenstein (U Tří pánů) und entlang des alten Grenzpfades wieder bis zur Tobiaskiefer (Tobiášova borovice) und durch den Kaisergrund (Císařský důl) nach Niedergrund. 
Auch hier im Schmugglerwald, wie überall im Lausitzer Gebirge, dies und jenseits der Grenze, fällt auf, dass die Wälder lichter geworden sind. Die Kahlschläge sind enorm. Dem Fotografen schaffen sie neue Sichtverbindungen und den Buchen Platz zum atmen. Wenn man den Forstleuten glauben schenken kann, werden wir wohl mehr als ein Fünftel unserer Waldflächen verlieren. Ist das schlecht? Klingt erstmal schockierend. Aber was fällt ist hauptsächlich Fichte. Und die gehört hier nicht her. Falls wir in unserer Lebzeit noch einen Umbau unserer Wälder hin zum ursprünglichen mitteleuropäischen Wald mit Weißtanne, Buche, Eiche, Bergahorn, erleben dürfen, wäre das zumindest ein Anzeichen, dass die Menschheit etwas gelernt hätte. Lasset uns hoffen!


Felswand an den Rabensteinen 

Blick auf die Fellerwand 

Die "Birne", ein nicht leicht zu erntendes Obst 

Gipfel der Schachttürme 


Blick zum Pfaffenstein (Popova skála) 


An den Oberwegsteinen

Aufgerichtete Sandsteine am Spitzstein 

Roll (Ralsko) und Bösige (Bezděz)

Gekippte Sandsteinschollen an der Lausitzer Überschiebung 

Reicher Bestand der Knoblauchsrauke am Trögelsberg 





Sanstein an den Elefantensteinen 


Die weißen Elefanten im Wald 






Auf den Feldern bei Schwarzpfütze (Černá Louže)







Häuser in Finkendorf 


Dörfliche Idylle 


Der Dreiherrenstein 



Am Grenzpfad 



Herrliche Buchen 





1 Kommentar: