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Montag, 11. Juni 2018

Ein Tag im Sommer am Rollberg



























Der Schweiß rinnt über die Stirn. Unerträglich ist die Hitze die über der Landschaft liegt. Kein Lüftchen weht. Der hohe Buchenwald am Roll (Ralsko) kommt mir plötzlich vor wie der feucht-heiße Regenwald des Amazonas. Steil bergan führt der Aufstieg über die Nordflanke von Neuland (Noviny pod Ralskem) aus. Immer wieder muss ich halt machen und kurz verschnaufen, den Schweiß vom Gesicht wischen und weiter. Einziger Ausweg scheint der Gipfel, vielleicht ein sanfter Windzug.
Endlich oben angekommen: Ernüchterung. Die Schwüle des Waldes weicht nun einer trockenen Hitze. Die Sonne brennt unbarmherzig auf den kahlen Felsgipfel des Rollberges. Überall über Nordböhmen haben sich bereits hohe Gewitterwolken gebildet, die nur darauf warten ihr gewaltiges Potential zu entladen. Als ich vom Gipfel absteige verdunkelt sich im Handumdrehen der Himmel und es beginnt leicht zu regnen. Unter dem Schutz des Blätterdachs steige ich, froh über die kleine Erfrischung, gen Süden ab.
Kurz vor der Julienaussicht (Juliina vyhlídka) bricht mit einem Schlag ein heftiger Gewitterschauer über den Roll herein. Ich nehme die Beine in die Hand und renne abwärts, auf der Suche nach einem Unterschlupf. In einem kleinen Seitental finde ich, in einer Spalte eines leicht überhängenden Sandsteinfelsens, einen Platz der mich geduckt, hockend gerade so vor dem Wolkenbruch schützt. Schon völlig durchnässt kauere ich, wohl eine gute halbe Stunde auf ein baldiges Ende hoffend, unter dem Felsen. Langsam aber sicher beginnt der Regen den Sand aus dem Felsen zu spülen und mir über den Rücken zu laufen.
Unaufhörlich drascht es hernieder und der Donner weist darauf hin, dass die Gewitterzelle wohl direkt am Roll fest hängt. Ich entscheide mich trotz des Regens den Rückweg anzutreten. Viel nasser konnte ich nun kaum mehr werden. Doch falsch gedacht. Sämtliche Wege haben sich mittlerweile in Sturzbäche verwandelt und machen das Durchkommen beschwerlich. Und waren meine Schuhe bis jetzt noch einigermaßen trocken, ein falscher Tritt und ich stehe knöcheltief in der braunen Brühe. Das wars dann also. Triefnass patsche ich durch den nachlassenden Regen, des eben abziehenden Popanzes, schon in Erwartung der nächsten dunklen Front, die sich von Westen her nähert, zurück gen Neuland.


Sommer in Neuland am Rollberge 

Der Roll 







Blick ins Rollhügelland 




Buchenhochwald am Roll 


Aussicht vom Rollberg 

Blick  in Richtung Bösige (Bezdězy) 



Mächtige Gewitterwolken über Niemes (Mimoň)


Die Burgruine auf dem Gipfel 








Im Regenwald 

Blick aus dem Unterschlupf 

Der Roll im Regen 


Der Specht will bei dem Wetter auch nicht mehr als Rausgucken. 


Hier könnte man den Wettergott anrufen. 


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