Seiten

Montag, 5. September 2016

Von Dauba über Draschen, Nedoweska und Sakschen zur Tschapkeule




























Ausgangspunkt für unsere heutige Wanderung soll die geschichtsträchtige Stadt Dauba (Dubá) sein, die der Gegend ihren Namen "Daubaer Schweiz" verleiht. Dauba war früher Zentrum des Hopfenanbaus in Nordböhmen. Jährlich fanden hier zu dieser Jahreszeit die großen Hopfenmärkte statt, bei der die Stadt von hunderten Händlern belagert wurde. Vorbei an der Kirche der Kreuzauffindung und dem Pfarrhaus verlassen wir Dauba in Richtung Süden. Bis zu unserem heutigen Tagesziel, der Tschapkeule (Čap), werden wir stets den rot markierten Weg verfolgen. In den Feldern bei Dauba grüßt uns am Weg der heilige Prokop, Patron von Böhmen und der Bergarbeiter, im Osten glänzt die Burg Alt-Perstein (Starý Berštejn) in der Morgensonne. Wir gelangen nun in ein dunkles Tal, das links und rechts von pittoresken Sandsteinfelsen gesäumt wird und das uns bald hinauf nach Draschen (Dražejov) führt. Um diese Uhrzeit schlafen hier noch alle, verständlich denn es ist Sonntag! Die kleine Kapelle am Dorfanger ist schön hergerichtet und trägt gut zum Dorfbild bei. Auf alten Ansichtskarten kann man sehen, dass Draschen und Nedoweska (Nedvězi) echte Felsendörfer sind, denn sie sind am Rand des aus Sandstein bestehenden Felsplateaus gebaut. Nedoweska gehört zu meinen Lieblingsorten in der Daubaer Schweiz, denn nicht nur gibt es jede Menge nordböhmische Volksarchitektur zu bestaunen, sondern auch noch einen exzellenten Aussichtsberg, der den gleichen Namen trägt. Von hier sieht man vom Lausitzer Gebirge (Lužické hory), über die Bösige (Bezděz) bis zum sagenhaften Georgsberg (Říp), auf dem Urvater Čech stand und entschied mit seinem Volk hier zu bleiben.
Von nun an wendet sich unser Weg nach Nordwesten über den Jungferngrat (Panenský hřeben) und das Wüste Schloss (Pustý zámek) nach Sakschen (Zakšín). Im Ort finden wir eine interessante Informationstafel, die uns berichtet dass wir uns am 594. Streckenkilometer der Eisenbahn von Hamburg nach Triest befinden. Die Bahnlinie wurde auf Beschluss von Reichskanzler Otto von Bismarck und dem österreichischen Kaiser Ferdinand I. errichtet. Der Zusammenschluss sollte bei Pardubitz (Pardubice) erfolgen. Doch wie es mit Großprojekten nun einmal so ist, ging auch hier das Geld aus und die Strecke von Hamburg endete in Sakschen, das man deshalb spöttisch "Sackschienen" nannte. Am 1. Mai 1840 rollte schließlich der erste Zug aus dem hohen Norden ein. Die Waren wurden hier auf Pferdewagen verladen und weiter transportiert. Aus Sakschen verfrachtete man hauptsächlich Hopfen und Sandstein, angeblich auch für den Bau des Zwingers in Dresden. Nach dieser kleinen Geschichtskunde haben wir es jetzt nicht mehr weit zur Felsenkeule Tschap, wo wir ausgiebig rasten können. Anschließend wandern wir über Pablitschka (Pavličky) zurück nach Dauba.

PS: Im Nachhinein erscheint die Geschichte der Sakschener-Eisenbahn dem geneigten Historiker etwas seltsam, da es keinerlei Beleg für eine Strecke in dieser Gegend gibt und bei genauerem Hinsehen einige Fehler im historischen Kontext bestehen.









 











































1 Kommentar: