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Montag, 29. August 2016

Von Walen und Welschen im Lausitzer Gebirge - am Waldstein bei Neuhütte




























Im Tal zwischen dem Mittelberg (Srní hora) und dem Großen Buchberg (Velký Buk), an der Straße die von Neuhütte (Nová Huť) nach Kittlitz (Kytlice) führt, liegt inmitten von Wäldern der Waldsteinteich (Hraniční rybník). Seit jeher ist der Teich Grenzgebiet. Früher liefen hier die Grenzen der Herrschaftsbezirke von Kamnitz (Kamenice), Reichstadt (Zákupy) und Bürgstein (Sloup) zusammen, davon zeugen auch noch alte Grenzsteine, die entlang des östlichen Ufers im Unterholz stehen und die Buchstaben "R" und "K" tragen. Heute werden hier die Bezirke von Tetschen (Děčín) und Böhmisch Leipa (Česká Lípa) geschieden. Doch noch viel interessanter als die alten Grenzsteine ist ein ganz eigenartiger Felsen. Unweit des Ufers befindet sich hinter jungen Fichten der Waldsteinfelsen. Eigenartig ist er nicht etwa wegen seiner Form, sondern wegen der eingeritzten Zeichen. Wir finden hier allerlei altertümliche Symbole, Formen und Schriften. Man sagt, dass diese Zeichen die Welsche, oder auch Walen genannt, hinterließen als sie vor vielen hundert Jahren in dieser Gegend nach Edelsteinen suchten. Die Welsche, wie man damals die Italiener nannte, waren bekannter Maßen unter anderem im Isergebirge auf der Suche nach den wertvollen Iserinen und hinterließen auch im Lausitzer Gebirge ihre Spuren. Beleg dafür ist das Protokoll einer Grenzbegehung aus dem Jahre 1555 in dem schon damals von geheimnisvollen Symbolen am Waldstein berichtet wurde. Einige der Zeichen ähneln stark den zu dieser Zeit gebräuchlichen alchemistischen Symbolen, andere sind einfache Kreuze, das Bild einer Geige oder eine Art Wappen mit zwei gekreuzten Schlüsseln. Karl Stein widmet sich in zwei Kapiteln seines Buches "Flurdenkmäler unserer Heimat - Streifzüge durch das nördlichste Böhmen" den geheimnisvollen Walenzeichen, darin schreibt er:

"Mein Herumsuchen blieb aber doch nicht ganz ohne Erfolg. In der Nähe fand ich hinter dem Waldsteinteich einen Sandsteinfelsen von ungewöhnlichem Aussehen, der aus sechs Sandsteinpfeilern gebildet wird. Der höchste von ihnen trägt oben ein eingemeißeltes Kreuz, unter ihm ein "Wappenschild" mit gekreuzten Schlüsseln. Darunter sieht man einen eingeritzten Kelch, drei kleine Andreaskreuze, die Jahreszahl 1699 (doppelt) und sogar die Zeichnung einer Geige. Auch an der Seitenwand des höchsten Pfeilers und am Pfeiler daneben findet man die verschiedensten Abbildungen, Zeichen und Jahreszahlen, die älteste vom Jahre 1534. Einige gleichen Steinmetzzeichen, andere werden den sogenannten Walen oder Welschen zugeschrieben. Diese Abenteurer suchten in unseren Grenzgebirgen nach Erzen und Halbedelsteinen, wenn man den Sagen glaubt, die in der Umgebung früher erzählt wurden. Der Aufenthalt der Welschen ist nicht nur im Lausitzer Gebirge bekannt, sondern auch im Iser- und Riesengebirge und auch im Harz. Sie verwendeten neben den üblichen Zeichen eines Kreuzes und eines Schlüssels auch eine Fülle von anderen Zeichen, wie z.B. eine ausgebreitete Hand oder eine Wolfsangel. Mit den alchimistischen Zeichen sollen sie auf das Vorkommen von verschiedenen Metallen aufmerksam gemacht haben.

Eine Aufschlüsselung des Gewirres rätselhafter Informationen aus vergangenen Jahrhunderten ist heute kaum mehr möglich. Sicher bleibt, dass irgendetwas die Menschen schon immer hierher gezogen hat. Die Einzigartigkeit dieses Ortes zeigt schon ein beiläufiger Blick auf die Landkarte. Bei dem Wallteich oder Waldsteinteich, der von den Kittlitzern auch Wohlständer Teich genannt wurde, treffen die Bäche von den Hängen des Mittelberges, des Hanfkuchens und des Großen Buchberges zusammen. Der Bach, der dem Teiche entspringt, wurde Wallbach, Wohlbach, volkstümlich auch Wolstnerbach genannt. Er fließt später als Kamnitzbach in Richtung Böhmisch-Kamnitz und Herrnskretschen, wo er zu Bootsfahrten angestaut wird und in die Elbe mündet. Heute kann man kaum glauben, dass auf dem Oberlauf vom Teich bis nach Falkenau Holz geflößt, besser gesagt getriftet, wurde. Der angestaute Teich wurde hierzu soweit wie nötig abgelassen, und das Klafterholz schwamm auf der Flutwelle bis zur nächsten Brettsäge in Nieder-Falkenau. Am Wallbach soll unweit des Teiches auch ein Erzhammer gestanden haben, und in der Nähe des Teiches gab es auch einen Stollen. Einige Zeichnungen oder Jahreszahlen an unserem Felsen können aus dieser Zeit stammen."
























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